BERICHTE-ARCHIV

20.11.1999

Nine Inch Nails, 19.11.1999, Colosseum, München

Diese Konzertreise war für mich die mit Abstand anstrengendste und stressigste. Und das Konzert natürlich eines der genialsten überhaupt. Doch beginnen wir von ganz vorne:
Auf ein Konzert von Trent Reznor und Co. warte ich nun seit über 5 Jahren - genauso lange natürlich auch auf ein neues Fulltime-Werk. Als dann im September endlich "The Fragile" auf den Markt kam und gleichzeitig Konzerte in Deutschland für den November angekündigt wurden, war die Freude riesig. Ich erstand die CD und fragte auch gleich nach, wann denn der Kartenvorverkauf beginne. Ein Samstag Anfang Oktober war der Termin. Zufällig erfuhr ich von CD-Release-Partys zum neuen Album. Eine dieser Partys gab es in der "Scheune" genau einen Tag vor dem offiziellen Vorverkaufsbeginn, an dem ich gleich meine Karte hätte kaufen wollen. Ich also mal hin zur Party und da der Andrang der NIN-Fans gegen halb 2 als die Verlosung andlich begann doch eher mager war, durfte ich gleich als erster einen Preis abfassen. Zur Auswahl standen die neue CD (hatte ich ja schon) , T-Shirts in Größe M (bauchfrei steht mir aber leider nicht) und Konzertkarten (Promo-CDs und limitiertes Vinyl wurde auch noch verteilt, aber das hat mir der DJ leider nicht gesagt). Also fiel mir die Wahl nicht so schwer und ich entschied mich für die Karten. Ich schrieb meine Adresse auf und die Karten sollten dann zugeschickt werden.
Die Wochen zogen ins Land und der Konzerttermin rückte immer näher - nur die Karten kamen einfach nicht. Nachfragen beim DJ erbrachten nur, daß die Karten auf jeden Fall kommen. Mittlerweile war die Woche vor dem 19.11. angebrochen. Angeblich wurden die Karten am 15.11. verschickt, aber bis Donnerstag war noch nichts bei mir angekommen. Hoffnungsvoll rief ich mal in München an und fragte, obs noch Karten für das Konzert gäbe. War natürlich nix - seit Wochen ausverkauft. Ursprünglich geplant hatte ich, am Freitag gegen 14 Uhr Feierabend zu machen und dann gemütlich nach München zu fahren. Da ich keine Karten hatte und auch nicht mit Restkarten rechnen konnte, hatte ich das ganze abgeschrieben und saß am Freitag um 17 Uhr noch auf Arbeit. Nochmal schnell den DJ angerufen, um mir die Telefonnummer der für die Verlosung verantwortlichen Person geben zu lassen. Bei diesem Telefonat erfuhr ich dann, daß er an dem Mittwoch nochmal nachgefragt hatte und daß die Karten am Donnerstag an die Gewinner gegangen sein sollen. Die Post ist ja mittlerweile recht schnell, so daß die Karten also durchaus schon zu Hause im Briefkasten liegen konnten. Also schnell ins Auto geschwungen und ab nach Hause - wie in solchen Situationen üblich war natürlich ordentlich Verkehr und ich kam nur langsam vorwärts. Um 18 Uhr war ich zu Hause und riß den Briefkasten auf. Und da lagen sie tatsächlich. Flugs umgezogen, Stadtplan eingepackt und losgezuckelt.
Aus Erfahrung (Cranberries-Konzert eine Woche vorher ebenfalls in München) wußte ich, daß ich für die 180 km mit ca. 2 1/2 Stunden Fahrzeit rechnen mußte. Wenn alles gutlief wäre ich also um 20:30 Uhr in München und hätte zwar die Vorband verpaßt, aber dafür endlich NIN gesehen. Die Strecke war recht frei, Schnee lag gottseidank auch kaum und so kam ich gut voran. Hatte ich eigentlich nur noch das Problem, daß ich mich in München absolut nicht auskenne. Als ich dann gegen 8 die Stadtgrenze von München überfuhr hielt ich mich dann also erstmal Richtung Innenstadt - soviel hatte ich bei einem Blick auf die Karte feststellen können, daß der Ostbahnhof ein Stückchen hinter dem Hauptbahnhof liegt und die Richtung somit ganz ok sein müßte. Am Hauptbahnhof angekommen fiel mir als nächstes die fehlende weitere Beschilderung auf. Bevor ich mich da total verfranse fuhr ich lieber ins Parkhaus und sprang in die S-Bahn - 5 Stationen bis zum Ostbahnhof. Wie geplant erreichte ich gegen 20:30 Uhr den Ort des Geschehens - den Kunstpark Ost inklusive Colosseum zu finden war schon fast wieder zu einfach. Von der Fahrt gestresst stand ich endlich in der Menge und hatte 30 Minuten Zeit mich zu beruhigen.
Die Vorband (Atari Teenage Riot) hatte ich verpaßt - Berichten zufolge war das kein großer Verlust. Kurz nach 21 Uhr gings dann aber wirklich los. Trent stand live auf der Bühne und ich war glücklich. Die Bühnenshow war nicht auf grandiose Special Effects ausgelegt, die Lightshow war gut und passend. Hervorzuheben ist in diesem Fall nur die Videoeinblendung im Mittelteil als vor der Band ein Vorhang aus durchsichtigem Stoff heruntergelassen wurde, auf den dann Videos mit Wasseraufnahmen in allen Formen, Mikroskopaufnahmen von Zellteilungen und kleinen Tierchen und einige interessante Effekte projeziert wurden. Während dieser Zeit konnte man von der Band nur ausgewählte (sprich: gerade gezielt angestrahlte) Mitglieder sehen. Eine Setlist kann ich an dieser Stelle leider nicht liefern. Ich weiß nur, daß "The Day The World Went Away" und "Starfucker, Inc" die ersten Zugaben nach ca. 1 1/4 Stunde waren und das der Zugabenteil und damit das Konzert mit "Closer" und "Hurt" einen mehr als genialen Ausklang fand. Neues Material wurde nicht in dem Umfang gespielt, wie es durch die Doppel-CD "The Fragile" zur Verfügung stand. Statt dessen wurde eine meiner Meinung nach sehr ausgewogene Mischung aus alten und neuen Stücken präsentiert ("Down In It", "Head Like A Hole", "Terrible Lie", "Wish" und "March Of The Pigs" waren natürlich dabei). Ich vermisste dennoch "Something I Can Never Have" und "The Fragile". Nach ca. 1 3/4 Stunde war das Konzert vorbei. Nicht gerade sehr lang, aber alle waren glücklich. Trent war auf der Bühne sehr aktiv und warf des öfteren seinen Mikrofonständer und ein kleines Keyboard um - was dann sofort von einem bedauernswerten Bühnentechniker aufgebaut wurde nur um eine Minute später wieder von Trent umgeworfen zu werden. Auch Trents Mikrofon landete nach einem Lied zu Anfang im Publikum. Ich nehme an, daß der arme Techniker auch dieses wieder herbeischaffen mußte. Das Publikum hatte vorne wie hinten seinen Spaß. Neben Plastikbechern glaube ich auch Schuhe und T-Shirts beim Flug über die Menge gesehen zu haben. Den Merchandisingstand fand ich recht arm, T-Shirts ab 45 DM, einen Gürtel und Aufkleber gabs von NIN - Atari Teenage Riot hatte ungefähr die selbe Menge an Artikeln im Angebot.
Glücklich und zufrieden konnte ich mich dann gegen 23:30 Uhr wieder auf den Heimweg machen, um gegen 2 totmüde ins Bett zu fallen. Bei all dem Stress habe ich es nichtmal fertig gebracht, das 2. Ticket das ich noch hatte, vor dem Konzert an einen Bedürftigen zu verscherbeln. Irgendwie habe ich auch gar keine Suchenden gesehen - kann sein, daß die um 20:30 Uhr schon aufgegeben hatten.

Quelle: [ jens@a-rea.de ]

 

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